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Von Tobias Marti.

Zwei Berner Informatiker haben eine App fürs Smartphone entwickelt, mit der man auf Pilzsuche gehen kann. Über 30'000 «Pilzler» benutzen bereits diese Technik.

Mit dem Handy auf Pilzsuche

Jonas Bandi (links) und Stefan Stegmüller suchen Pilze: Mit der Hilfe ihrer Pilz-App konnten sie einen ganzen Korb voll identifizieren.
Bild: Urs Baumann

Der Pilzsammler hatte Glück an diesem Nachmittag. Steinpilze, Eierschwämmli und Reizker liegen im Korb. Gut gelaunt fährt er zur kantonalen Pilzkontrollstelle. Dort vergeht dem Sammler die gute Stimmung aber schnell. Der Steinpilz entpuppt sich als Satanspilz und die Eierschwämmli als falsche Pfifferlinge. Der Sammler muss zusehen, wie die ungeniessbaren bis giftigen Pilze vom Pilzkontrolleur aus dem Korb genommen werden. Übrig bleiben die Reizker, die Sorte ist für Kenner aber nicht gerade ein kulinarischer Höhenflug. Frustriert geht der Hobbysammler von dannen.

Ersetzt nicht den Kontrolleur

Hätte er Stefan Stegmüllers und Jonas Bandis Erfindung dabeigehabt, wäre ihm der Frust wohl erspart geblieben. Die zwei Informatiker haben ein Hilfsmittel zum Pilzesammeln erfunden. Was früher das Pilzbuch war, ist heute ihre App für das Smartphone. Über 200 Pilzarten können mit dem Programm namens Myco auf dem iPhone oder dem Windows Phone identifiziert werden. Hutform, Hutfarbe, Stielform, Stielfarbe, Fundort oder Lamellentyp – mit diesen und weiteren Merkmalen können Sammler die Pilzart bestimmen. Myco funktioniert nach dem Ausschlussverfahren, am Ende bleibt meist nur ein Treffer übrig. Die App unterscheidet zwischen ausgezeichneten, essbaren, ungeniessbaren, giftigen, tödlichen sowie psychedelischen Pilzen. Nebst der Bestimmungshilfe bietet das Programm zahlreiche Informationen, Bilder und ein Quiz. «Das Quiz eignet sich dazu, seine Grundkenntnisse zu testen», sagt Stegmüller. Die seien nämlich eine Voraussetzung dafür, mit Myco auf Pilzsuche zu gehen. «Unsere App ersetzt aber nicht den Gang zum Pilzkontrolleur», sagt Stegmüller. Diese Warnung ist den beiden wichtig.

Beste Schweizer App 2013

Der 31-jährige Stefan Stegmüller war immer schon ein Pilzsammler. Anfang 2012 ist dem Informatiker aufgefallen, dass noch keine solche App für das Windows Phone existiert. Also haben er und sein Geschäftspartner Jonas Bandi selber eine entwickelt, zuerst nur zum Eigengebrauch. Mittlerweile haben über 30'000 Leute Myco auf ihrem Smartphone. Es gibt die App ausser auf Deutsch auch auf Französisch, Italienisch und Englisch. Dieses Jahr wurde sie von Microsoft als beste Schweizer App 2013 ausgezeichnet.

Wer die App testen will, kann eine Gratisversion installieren. Auf der sind jedoch nur 50 Pilze gespeichert. Die Standardversion kostet drei, die Profiversion fünf Franken. Reich werden die zwei Berner mit ihrer App nicht. «Wir hoffen, dass wir in zwei, drei Jahren unseren Aufwand wieder reingeholt haben», sagt Stefan Stegmüller. Beide sind zurzeit je bei einem Unternehmen als Informatiker angestellt.

Fundorte bleiben geheim

Die Fundorte sind den Pilzsammlern heilig. Keiner verrät sie. Schliesslich will der «Pilzler» auch im nächsten Jahr dahin zurückkehren, wo er einmal erfolgreich war. Hier bietet die App einen Vorteil gegenüber einem herkömmlichen Pilzbuch: Jeder Fundort kann auf einer Karte gespeichert werden. Man muss anschliessend nur den Markierungen folgen.

Einige Kunden hätten gefragt, ob die Entwickler die Fundorte fremder Leute nachverfolgen könnten, sagt Bandi. Dies sei aber nicht der Fall: «Die Karte mit den Fundorten kann man nicht weiterverschicken.» Die moderne Technik ist kein Spielverderber – die Geheimnisse der «Pilzler» bleiben gut gehütet. (Berner Zeitung)

Erstellt: 12.10.2013, 11:11 Uhr

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References

  1. ^ Drucken (tagesanzeiger.ch)
  2. ^ Tierfutter mit Schimmelpilzgift verseucht (tagesanzeiger.ch)
  3. ^ Berner macht Pilzfund seines Lebens (tagesanzeiger.ch)
  4. ^ Sammler im Glück: 3,5-Kilogramm-Pilz gefunden (tagesanzeiger.ch)
  5. ^ Ein Riesenpilz für SBB-Mitarbeiter (tagesanzeiger.ch)
  6. ^ (twitter.com)

FG_AUTHORS: Tagesanzeiger Digital

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